
Das Geheimnis von Arminia Hannover erschließt sich am besten durch einen Gang auf die Toilette der Stadiongaststätte, eine gute Stunde vor dem Anstoß. Mit ein wenig Glück kann der Zuschauer durch die dünne Wand der Kabinenansprache des Trainers lauschen. „Wenn wir heute was holen wollen, müssen wir vom ersten Moment an hellwach sein…“ Und so weiter, und so fort. Der Inhalt des Gesagten ist wenig überraschend, aber wann hat der Zuschauer schon das Gefühl, so dicht am Geschehen zu sein?
„Ich mag es, dass dies ein Verein zum Anfassen ist“, sagt Gert Schlichte. „Das hier ist familiär“, sagt Peter Janitzki. „Ich könnte auch eine Dauerkarte für 96 bekommen, aber das macht mir keinen Spaß.“ Gert und Peter, beide Ende fünfzig, sind zwei von drei heute noch übriggebliebenen Gründern des „Fanclub 77“, der Name, man ahnt es, bezieht sich auf das Entstehungsjahr. Damals war Arminia ein stolzer Zweitligist, der dem Platzhirschen Hannover 96 durchaus mal das Wasser reichen konnte. Das ist lange her, doch Gert und Peter sind immer noch da.
Der Mann mit dem Hund
Neulich waren sie auswärts in Jeddeloh, einem Marktflecken irgendwo hinter Oldenburg. Gert hat sich mit dem Auto mitnehmen lassen, Peter wie immer in seinem Wohnmobil übernachtet – mit Hund, aber ohne Gattin. Peter kennen alle als den Mann mit dem Hund. Zu jedem Spiel bringt er seine 18 Monate alte Schäferhündin Luna mit, die, man muss es so sagen, tatsächlich fußballaffin zu sein scheint und das Geschehen auf dem Platz im Rahmen ihrer Möglichkeiten verfolgt.
Gert wiederum macht während des Spiels eine interessante Metamorphose durch. Abseits der Tribüne ein eher zurückhaltender Typ, entwickelt er während des Spiels ein so lautes Organ, dass es sich empfiehlt, in seiner Nachbarschaft Ohrenstöpsel zu tragen. Er arbeitet im Öffentlichen Dienst, will aber nicht sagen, in welchem Bereich.Alles scheint bei Gert möglich, Finanzamt, Polizei, vielleicht auch Geheimdienst.
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